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Logik

Die Mathematik ist wie eine eigene Sprache. Wer sich mathematische Texte angeschaut hat, der wird sich vielleicht gewundert haben, was das alles für Symbole sind. Die Symbole der Mengenlehre und auch der Logik werden dazu verwendet, um mathematische Sätze, Definitionen und Beweise kurz zu formulieren. Doch nur Symbole an sich haben erst einmal wenig Bedeutung. Erst durch die Regeln der Logik selbst, haben die Symbole eine Bedeutung. Die Symbole und Schreibweisen selbst nennt man Syntax. Syntax regelt das gültige Zusammensetzen von Zeichen. Die Semantik wiederum gibt nun den syntaktisch korrekten Formeln eine Bedeutung, also wie sie zu interpretieren sind. Syntax und die Semantik hängen in der Logik durchaus eng zusammen, da sie nach ähnlichen Regeln definiert sind, doch sollte man diese nicht verwechseln. In der Mathematik sind die Beweise allerdings informal und eher eine Skizze eines formalen logischen Beweises, weshalb die strikte Trennung zwischen Syntax und Semantik nicht immer transparent erscheint.

Aussagenlogik (PL 0)

Die Aussagenlogik oder auch Prädikatenlogik 0. Stufe (PL0) beschäftigt sich mit Aussagen.

Aussagen

Aussagen sind Sachverhalte in sprachlicher Form, die in der objektiven Realität vorliegen oder denkbar sind.

Diese Definition wirkt etwas sperrig. Eine andere Definition wäre:

Aussagen

Eine Aussage ist ein sprachliches Gebilde, dem eindeutig ein Wahrheitswert (wahr oder falsch) zugeordnet werden kann.

Diese Definition verknüpft allerdings schon ein bisschen die Syntax (sprachliches Gebilde) mit Semantik (Wahrheitswert). Sowohl die Syntax, als auch die Semantik werden nachfolgend gesondert eingeführt. Nur wenden wir uns dann nicht mehr dem Begriff Aussage selbst zu, sondern nutzen Variablen.

Beispiele

Folgendes sind Beispiele für Aussagen:

  • "Berlin ist die Hauptstadt von Deutschland"
  • "Kein Auto ist Minzgrün"
  • 3+4=03 + 4 = 0
  • 37>53 - 7 > -5

Jede dieser Aussagen ist ein sprachliches Gebilde. Die ersten Beiden sind deutsche Sätze. Deutsch ist eine natürliche Sprache. Die anderen Beiden nutzen eine formale Sprache. Solche Formeln und andere Schreibweisen mit Symbolen können eine formale Sprache bilden. Formale Sprachen werden im Teil Informatik näher behandelt.

Syntax

Aussagenlogische Formeln beinhalten verschiedene Symbole und werden rekursiv definiert:

Aussagenlogische Formeln

Sei O={¬,,,,,(,)}O = \{ \neg, \wedge, \vee, \rightarrow, \leftrightarrow, (, ) \} die Menge der logischen Operatoren (Junktoren) und Σ\Sigma eine Menge von Symbolen, die Aussagevariablen genannt werden. Neben den Aussagenvariablen existieren noch die "Grundaussagen-Symbole" {w,f}\{ w, f \}. Um Verwechslungen zu vermeiden sollen alle drei Mengen keine gemeinsamen Elemente enthalten.

Formeln sind nun rekursiv definiert:

  • ww und ff sind (atomare) Formeln
  • Alle Aussagenvariablen aus Σ\Sigma sind (atomare) Formeln
  • Sind AA und BB Formeln, dann sind auch ¬A, (A), AB, AB, AB, AB\neg A,\ (A),\ A \wedge B,\ A \vee B,\ A \rightarrow B,\ A \leftrightarrow B Formeln.

Das letzte ist der oben erwähnte rekursive Teil der Definition. Jede gültige Zusammensetzung der Symbole nach diesen Regeln ist wieder eine Formel. Es erscheinen also keine Junktoren, außer die Klammern, nebeneinander, sondern es liegen am Ende immer eine Aussagenvariable oder ein "Grundaussagen-Symbol" dazwischen.

Durch das Ersetzen der Aussagenvariablen durch konkrete Aussagen, erhält man eine konkrete (zusammengesetzte) Aussage. Zusammengesetzte Aussagen nennt man auch Aussagenverbindungen, wenn man den zusammengesetzten Charakter hervorheben möchte, ansonsten sind es eben auch nur Aussagen oder Formeln. Es sind auch andere Symbole in Verwendung, je nach Person oder je nach Wissenschaft oder Fachgebiet.

Die Junktoren haben einen Namen und eine Sprechweise:

Name und Sprechweise der Junktoren
w:"wahr"f:"falsch"¬A:"nicht A" (Negation)AB:"A und B" (Konjunktion)AB:"A oder B" (Disjunktion)AB:"wenn A, dann B" ((materiale) Implikation)AB:"A genau dann, wenn B" (A¨quivalenz)\begin{align*} w &: \text{"wahr"}\\ f &: \text{"falsch"}\\ \neg A &: \text{"nicht A" (Negation)}\\ A \wedge B &: \text{"A und B" (Konjunktion)}\\ A \vee B &: \text{"A oder B" (Disjunktion)}\\ A \rightarrow B &: \text{"wenn A, dann B" ((materiale) Implikation)}\\ A \leftrightarrow B &: \text{"A genau dann, wenn B" (Äquivalenz)} \end{align*}

Bisher war es nur Syntax, d.h. rein syntaktische Gebilde ohne Bedeutung. Einfach eine korrekte Aneinanderreihung von Symbolen. Auch ww und ff sind erstmal nur Symbole, die allerdings wenig überraschend mit der den Worten entsprechenden Semantik belegt werden.

Semantik

In der Aussagenlogik gilt das Zweiwertigkeitsprinzip:

Zweiwertigkeitsprinzip

Alle Aussagen sind entweder wahr (ww oder 11) oder falsch (ff oder 00)

Tertium non datur (dt.: Ein Drittes gibt es nicht)

— Satz vom ausgeschlossenem Dritten

Nehmen wir eine Formel ABA \vee B und möchten diese untersuchen, ob sie wahr oder falsch ist, so können wir dies nicht ohne weiteres tun. Ersetzen wir die Aussagenvariablen AA und BB durch konkrete Aussagen, so können wir immerhin diesen Aussagen einen Wahrheitswert zuordnen. Aber nach welchen Regeln soll das \wedge, also das und, behandelt werden?

Dafür müssen wir diesen syntaktischen Symbolen nun eine Bedeutung mittels einer Wahrheitstabelle eine Semantik geben.

Semantik der Junktoren
AB¬AABABABABffwffwwfwwfwwfwfffwffwwfwwww\begin{array}{c|c||c|c|c|c|c|c} A & B & \neg A & A \wedge B & A \vee B & A \rightarrow B & A \leftrightarrow B\\ \hline\hline f & f & w & f & f & w & w\\ f & w & w & f & w & w & f\\ w & f & f & f & w & f & f\\ w & w & f & w & w & w & w \end{array}

Um Klammern zu sparen, vereinbaren wir eine Priorität von Junktoren, ähnlich wie "Punkt vor Strich". Die Priorität der Junktoren in absteigender Reihenfolge: ¬,,,,\neg, \wedge, \vee, \rightarrow, \leftrightarrow.

Eine Zeile dieser Wahrheitstabelle nennt man auch Interpretation oder Belegung.

Beispiele

Wählen wir folgende Aussagen A="3<5"A = "3 < 5" und B="3+2=1"B = "3 + 2 = 1". AA ist eine wahre Aussage, während BB eine falsche Aussage ist. Wir bilden nun die neue Aussage ABA \wedge B. Ist die neue Aussage wahr oder falsch? Dazu schauen wir in die Wahrheitstafel bei der Interpretation w,fw, f und sehen, dass ff gilt - also ist ABA \wedge B eine falsche Aussage.

¬(3+5=0)\neg (3 + 5 = 0) ist eine wahre Aussage, denn 3+53+5 ist nicht 00, sondern 88. In diesem Fall könnte man statt ¬(3+5=0)\neg (3 + 5 = 0) auch 3+503 + 5 \ne 0 schreiben. Die logische Negation macht das == also zu einem \ne.

Die Implikation hängt eng mit der logischen Schlussfolgerung zusammen, durch das sogenannte Deduktionstheorem. Allerdings wird hierauf nicht näher eingegangen, lediglich der Begriff folgern wird hier nun verwendet, wenngleich nicht ganz korrekt, da wir damit Meta- und Objektebene vermischen. Doch wie bereits angemerkt, nimmt man es damit nicht immer so genau, wenn man nicht gerade Logik wirklich formal betreibt. Wenn wir uns die Wahrheitstabelle der Implikation anschauen, dann stellen wir fest, dass wir aus etwas Wahrem nie was Falsches folgern dürfen, aber aus etwas Falschem stets was Wahres:

  • 22=41+1=1  2^2 = 4 \rightarrow 1+1=1 \qquad\; ist falsch
  • 1+1=12+2=41+1=1 \rightarrow 2+2=4 \quad ist wahr

Weitere Anmerkungen

Bei \vee (gesprochen oder) ist anzumerken, dass es sich um ein Inklusiv-Oder handelt, d.h. die Gesamtaussage ist genau dann wahr, wenn mindestens eine Teilaussage wahr ist. Das Inklusiv-Oder ist wie ein "Milch oder Zucker" beim Kaffee zu verstehen - man kann auch beides nehmen. Im Gegensatz dazu steht das Exklusiv-Oder (Antivalenz genannt, ↮\not\leftrightarrow geschrieben, "entweder AA oder BB" gesprochen), das nur dann wahr wird, wenn genau eine der beiden Teilaussagen wahr ist. Die Antivalenz ist auch ein wichtiger Junktor, der hier aber nicht näher eingeführt wird.

Die Implikation bereitet vielen am Anfang Bauchschmerzen, da sie dem umgangssprachlichen "wenn ..., dann ..." auf den ersten Blick nicht vollkommen entspricht. Hierfür findet man im Web viele weitere Erklärungen und Beispiele, die vielleicht Abhilfe schaffen können.

Klassifikation von Formeln

Modell

Jede Belegung, unter der die Formel wahr wird nennen wir ein Modell der Formel.

Beispiele

ABF=(AB)B1ffw2fwf3wfw4www\begin{array}{c||c|c||c} & A & B & F = (A \wedge B) \rightarrow B\\ \hline\hline 1 & f & f & w\\ 2 & f & w & f\\ 3 & w & f & w\\ 4 & w & w & w\\ \end{array}

Die Zeilen 1, 2 und 4 sind Modelle der Formel FF.

ABP=(AB)(¬B¬A)1ffw2fww3wfw4www\begin{array}{c||c|c||c} & A & B & P = (A \rightarrow B) \leftrightarrow (\neg B \rightarrow \neg A)\\ \hline\hline 1 & f & f & w\\ 2 & f & w & w\\ 3 & w & f & w\\ 4 & w & w & w\\ \end{array}

Jede Belegung für PP ist ein Modell. Solche Formeln haben einen bestimmten Namen, der in der nächsten Definition eingeführt wird.

Wir können Formeln nun anhand ihrer Modelle in verschiedene Klassen einteilen:

Klassifikation von Formeln

Falls die Formel mindestens ein Modell hat, nennen wir sie erfüllbar.

Eine Formel heißt allgemeingültig, falls jede Belegung ein Modell ist. Solche Formeln nennt man auch Tautologie.

Dagegen nennen wir sie unerfüllbar, wenn kein Modell existiert. Man nennt so eine Formel auch Kontradiktion oder Widerspruch.

Beispiele

Oben haben wir bereits eine Tautologie gesehen. Eine weitere wäre:

AA¬Afwww\begin{array}{c||c} A & A \vee \neg A\\ \hline\hline f & w\\ w & w\\ \end{array}

Diese Tautologie beweist uns gerade den Ausspruch "Tertium non datur" ("Ein Drittes gibt es nicht", Satz vom ausgeschlossenen Dritten). "Es gilt oder es gilt nicht" ist also eine immer wahre Aussage, da gibt es nichts dazwischen.

AA¬Affwf\begin{array}{c||c} A & A \wedge \neg A\\ \hline\hline f & f\\ w & f\\ \end{array}

Das ist eine Kontradiktion, sie ist immer falsch. Diese Formel nennt man auch Widerspruch. Es kann AA und ¬A\neg A nie gleichzeitig gelten. Wenn also bspw. jemand behauptet "Ich wohne in Berlin", er aber gleichzeitig sagt "Ich wohne nicht in Berlin", dann widerspricht er sich ja selbst.

Semantische Äquivalenz

Wenn wir über verschiedene Formeln reden und bestimmen wollen, ob diese Formeln das gleiche Aussagen, dann ist das die Frage nach der semantischen Äquivalenz.

Semantische Äquivalenz

Zwei Formeln FF und GG heißen semantisch äquivalent, wenn sie die gleichen Modelle haben. Man schreibt FPF \equiv P.

Beispiel

ABAB¬B¬Affwwfwwwwfffwwww\begin{array}{c|c||c|c} A & B & A \rightarrow B & \neg B \rightarrow \neg A\\ \hline\hline f & f & w & w\\ f & w & w & w\\ w & f & f & f\\ w & w & w & w\\ \end{array}

Die letzten beiden Spalten stimmen überein, also gilt AB¬B¬AA \rightarrow B \equiv \neg B \rightarrow \neg A. Diese semantische Äquivalenz nennt man auch Kontraposition und ist ein wichtiges mathematisches Beweisverfahren. In den Beispielen im Abschnitt Klassifikation von Formeln wurden die zwei Formeln schonmal mit der objektsprachlichen syntaktischen Äquivalenz verknüpft und die Wahrheitstabelle offenbarte uns dort eine Tautologie. Es gibt einen wichtigen Zusammenhang zwischen der objektsprachlichen syntaktischen Äquivalenz und der metasprachlichen semantischen Äquivalenz:

Semantische und syntaktische Äquivalenz

Zwei Formeln FF und PP heißen semantisch äquivalent, genau dann, wenn FPF \leftrightarrow P eine Tautologie ist.

Es gibt ein paar wichtige semantische Äquivalenzen, die uns auch beim Rechnen oder Umformen von Formeln helfen. Die tatsächliche semantische Äquivalenz lässt sich leicht durch aufstellen einer Wertetabelle ermitteln und ist eine gute Übung.

Wichtige semantische Äquivalenzen
  1. xyyxxyyxxyyxKommutativita¨t \begin{align*} \begin{aligned} x \wedge y &\equiv y \wedge x\\ x \vee y &\equiv y \vee x\\ x \leftrightarrow y &\equiv y \leftrightarrow x \end{aligned} &&\text{Kommutativität} \end{align*}
  2. x(yz)(xy)zx(yz)(xy)zx(yz)(xy)zAssoziativita¨t \begin{align*} \begin{aligned} x \wedge (y \wedge z) &\equiv (x \wedge y) \wedge z\\ x \vee (y \vee z) &\equiv (x \vee y) \vee z\\ x \leftrightarrow (y \leftrightarrow z) &\equiv (x \leftrightarrow y) \leftrightarrow z \end{aligned} &&\text{Assoziativität} \end{align*}
  3. x(yz)(xy)(xz)x(yz)(xy)(xz)Distributivita¨t \begin{align*} \begin{aligned} x \wedge (y \vee z) &\equiv (x \wedge y) \vee (x \wedge z)\\ x \vee (y \wedge z) &\equiv (x \vee y) \wedge (x \vee z) \end{aligned} &&\text{Distributivität} \end{align*}
  4. x(xy)xx(xy)xAbsorption \begin{align*} \begin{aligned} x \wedge (x \vee y) &\equiv x\\ x \vee (x \wedge y) &\equiv x \end{aligned} &&\text{Absorption} \end{align*}
  5. xxxxxxIdempotenz \begin{align*} \begin{aligned} x \wedge x &\equiv x\\ x \vee x &\equiv x \end{aligned} &&\text{Idempotenz} \end{align*}
  6. ¬(¬x)x¬(xy)x¬y¬(xy)¬xyx¬yVerneinung \begin{align*} \begin{aligned} \neg(\neg x) &\equiv x\\ \neg(x \rightarrow y) &\equiv x \wedge \neg y\\ \neg(x \leftrightarrow y) &\equiv \neg x \leftrightarrow y \equiv x \leftrightarrow \neg y \end{aligned} &&\text{Verneinung} \end{align*}
  7. ¬(xy)¬x¬y¬(xy)¬x¬yDe Morgan’sche Regeln \begin{align*} \begin{aligned} \neg(x \wedge y) &\equiv \neg x \vee \neg y\\ \neg(x \vee y) &\equiv \neg x \wedge \neg y \end{aligned} &&\text{De Morgan'sche Regeln} \end{align*}
  8. xy(xy)(yx)xy¬xyxy¬(¬x¬y)xy¬(¬x¬y)Elimination \begin{align*} \begin{aligned} x \leftrightarrow y &\equiv (x \rightarrow y) \wedge (y \rightarrow x)\\ x \rightarrow y &\equiv \neg x \vee y\\ x \wedge y &\equiv \neg(\neg x \vee \neg y)\\ x \vee y &\equiv \neg(\neg x \wedge \neg y) \end{aligned} &&\text{Elimination} \end{align*}
  9. xy¬y¬xKontraposition \begin{align*} \begin{aligned} x \rightarrow y \equiv \neg y \rightarrow \neg x \end{aligned} &&\text{Kontraposition} \end{align*}
  10. ¬fw¬wf\begin{align*} \begin{aligned} \neg f &\equiv w\\ \neg w &\equiv f \end{aligned} && \end{align*}
  11. x¬xfx¬xwx¬xf\begin{align*} \begin{aligned} x \wedge \neg x &\equiv f\\ x \vee \neg x &\equiv w\\ x \leftrightarrow \neg x &\equiv f \end{aligned} && \end{align*}
  12. wxxfxfwxwfxx\begin{align*} \begin{aligned} w \wedge x &\equiv x\\ f \wedge x &\equiv f\\ w \vee x &\equiv w\\ f \vee x &\equiv x \end{aligned} && \end{align*}
  13. fxwwxxxf¬xxww\begin{align*} \begin{aligned} f \rightarrow x &\equiv w\\ w \rightarrow x &\equiv x\\ x \rightarrow f &\equiv \neg x\\ x \rightarrow w &\equiv w \end{aligned} && \end{align*}
  14. fx¬xwxx\begin{align*} \begin{aligned} f \leftrightarrow x &\equiv \neg x\\ w \leftrightarrow x &\equiv x \end{aligned} && \end{align*}

Beispiele

Im folgenden Beispiel wird eine Formel durch obige Äquivalenzen in eine äquivalente Formel umgeformt. Die verwendete Äquivalenz wird entsprechend der Nummerierung oben angegeben, damit es besser nachvollziehbar ist, was umgeformt wurde.

(AB)((BC)(AC))8.¬(¬AB)(¬(¬BC)(¬AC))7.(A¬B)((B¬C)¬AC)1.(A¬B)¬A(B¬C)C3.((A¬A)(¬B¬A))((BC)(¬CC))11.(w(¬B¬A))((BC)w)12.¬B¬ABC3.¬BB¬AC11.w¬AC11.w\begin{alignat*}{2} \quad && &(A \rightarrow B) \rightarrow ((B \rightarrow C) \rightarrow (A \rightarrow C))\\ \overset{\text{8.}}{\equiv}\quad && &\neg (\neg A \vee B) \vee (\neg (\neg B \vee C) \vee (\neg A \vee C))\\ \overset{\text{7.}}{\equiv}\quad && &(A \wedge \neg B) \vee ((B \wedge \neg C) \vee \neg A \vee C)\\ \overset{\text{1.}}{\equiv}\quad && &(A \wedge \neg B) \vee \neg A \vee (B \wedge \neg C) \vee C\\ \overset{\text{3.}}{\equiv}\quad && &((A \vee \neg A) \wedge (\neg B \vee \neg A)) \vee ((B \vee C) \wedge (\neg C \vee C))\\ \overset{\text{11.}}{\equiv}\quad && &(w \wedge (\neg B \vee \neg A)) \vee ((B \vee C) \wedge w)\\ \overset{\text{12.}}{\equiv}\quad && &\neg B \vee \neg A \vee B \vee C\\ \overset{\text{3.}}{\equiv}\quad && &\neg B \vee B \vee \neg A \vee C\\ \overset{\text{11.}}{\equiv}\quad && &w \vee \neg A \vee C\\ \overset{\text{11.}}{\equiv}\quad && &w \end{alignat*}

In diesem Fall konnten wir nur durch umformen, also insbesondere ohne Wahrheitstabelle, zeigen, dass es sich um eine Tautologie handelt, da die ursprüngliche Formel semantisch äquivalent zu ww ist. Die Ausgangsformel nennt man auch Kettenschluss.

Das Umformen von Gleichungen in der Schule ist übrigens ähnlich. Vielleicht hat dein Mathelehrer mal das Wort "Äquivalenzumformung" dafür verwendet. Es wird so umgeformt, dass sich der Wahrheitswert der Gleichung nicht ändert.

Prädikatenlogik (PL 1)

Die Aussagenlogik allein reicht leider nicht aus, um viele Problemstellungen in der Mathematik vernünftig zu formulieren.

Variable

Sei GG ein Grundbereich von Objekten. Für eine Variable xx über GG kann ein Objekt aus GG eingesetzt werden.

Aussagenform

Eine Aussagenform HH über GG ist ein schriftsprachliches Gebilde mit mindestens einer Variable. Durch Einsetzen von Objekten aus GG für alle Variablen wird HH zu einer Aussage.

Man schreibt H(x)H(x) oder H(x1,x2,,xn)H(x_1, x_2, \dots, x_n) für eine Aussagenform HH mit den Variablen xx bzw. x1,x2,,xnx_1, x_2, \dots, x_n. Aussagenformen wurden bereits in der Aussagenlogik) oben eingeführt, ohne sie konkret zu benennen:

Durch das Ersetzen der Aussagenvariablen durch konkrete Aussagen, erhält man eine [\dots] Aussage.

Das Zusammensetzen von Aussagen(-formen) mit den entsprechenden Junktoren ist analog zur Aussagenlogik.

Beispiele

Sei G=NG = \mathbb{N} Grundbereich und A(n):=n+1=3A(n) := ``n + 1 = 3'' Aussagenform. Durch Ersetzen der Variable nn durch ein Objekt aus GG, hier also einer natürlichen Zahl, wird A(x)A(x) zu einer Aussage:

  • Für n=1n = 1 ist A(1):=1+1=3A(1) := ``1 + 1 = 3'' eine falsche Aussage.
  • Für n=2n = 2 ist A(2):=2+1=3A(2) := ``2 + 1 = 3'' eine wahre Aussage.

Sei GG die Menge aller Lebewesen und Mensch(x):=x ist ein MenschMensch(x) := ``x \text{ ist ein Mensch}'' eine Aussagenform. In der Prädikatenlogik nennt man solche Aussagenformen ein Prädikat. Mensch(AngelaMerkel)Mensch(AngelaMerkel), sprich "Angela Merkel ist ein Mensch", ist eine wahre Aussage, während Mensch(GrumpyCat)Mensch(Grumpy Cat), sprich "Grumpy Cat ist ein Mensch" eine falsche Aussage ist.

Doch in der Prädikatenlogik gibt es noch mehr, was diese ausmacht:

Quantifizierung

Quantoren:

  • Allquantor: x\forall x - sprich: "Für alle xx aus GG"
  • Existenzquantor: x\exists x - sprich: "Es existiert ein xx aus GG"

Unter Quantifizierung einer Aussagenform H(x)H(x) versteht man die Überführung von H(x)H(x) mittels den Quantoren in die Aussagen:

  • Allaussage: x(H(x))\forall x (H(x)) - sprich: "Für alle xx aus GG gilt H(x)H(x)"
  • Existenzaussage: x(H(x))\exists x (H(x)) - sprich: "Es existiert ein xx aus GG für das H(x)H(x) gilt"

Variablen, die durch einen Quantor quantifiziert sind, nennt man auch gebunden. Nicht gebundene Variablen heißen frei.

Eine Aussagenform wurde erst zu einer Aussage, wenn wir die Variablen durch ein konkretes Objekt aus GG ersetzt haben. Durch ein Quantor ist eine Aussagenform direkt eine Aussage:

Beispiele

Sei G=NG = \mathbb{N} Grundbereich und H(x):=x+1=3H(x) := ``x + 1 = 3'' Aussagenform. Durch Quantifizierung entstehen folgende Aussagen:

  • x(x+1=3)\forall x (x + 1 = 3) - "Für alle xx aus GG gilt x+1=3x + 1 = 3" ist eine falsche Aussage.
  • x(x+1=3)\exists x (x + 1 = 3) - "Es existiert ein xx aus GG mit x+1=3x + 1 = 3" ist eine wahre Aussage.

Sei G=NG = \mathbb{N} und H(x):=2xxH(x) := ``2x \ge x''. Durch Quantifizierung entstehen folgende Aussagen:

  • x(2xx)\forall x (2x \ge x) - "Für alle xx aus GG gilt 2xx2x \ge x" ist eine wahre Aussage.
  • x(2xx)\exists x (2x \ge x) - "Es existiert ein xx aus GG mit 2xx2x \ge x" ist eine wahre Aussage.

Man beachte hierbei, dass es bei einer Existenzaussage heißt "Es existiert mindestens ein x x\ \dots". Im Beispiel sieht man, dass mehrere xx die letzte Aussage erfüllen. Möchte man dagegen deutlich machen, dass genau ein xx existiert, dann schreibt man das !x(H(x))\exists ! x (H(x)). Damit wäre !x(2xx)\exists ! x (2x \ge x) eine falsche Aussage, da jedes xx das oben definierte H(x)H(x) erfüllt.

Sei G=ZG = \mathbb{Z} und H(x):=2xxH(x) := ``2x \ge x''. x(2xx)\forall x (2x \ge x) ist nun eine falsche Aussage, da sich der Grundbereich geändert hat. Dagegen ist x(xN2xx)\forall x (x \in \mathbb{N} \rightarrow 2x \ge x) wieder wahr. Statt dieser Schreibweise findet man häufig folgende unexakte Schreibweisen für solche Aussagen:

xN: 2xx\begin{equation*} \forall x \in \mathbb{N}:\ 2x \ge x \end{equation*}

Eine Aussagenform wird natürlich nur dann zu einer Aussage, wenn alle Variablen gebunden sind oder, falls freie Variablen existieren, diese durch eine konkrete Aussage ersetzt wurden. Folgende Beispiele sind nur Aussagenformen, da nicht alle Variablen gebunden vorkommen. Sei G=ZG = \mathbb{Z}.

  • x+y=0x + y = 0
  • x: x+y=0\forall x:\ x + y = 0

Dagegen sind sie quantifiziert oder ersetzt bspw. folgende Aussagen:

  • x: x+1=0\forall x:\ x + 1 = 0 ist falsch.
  • x y: x+y=0\forall x\ \exists y:\ x + y = 0 ist wahr.
  • y x: x+y=0\exists y\ \forall x:\ x + y = 0 ist falsch.

Am letzten Beispiel erkennt man, dass die Reihenfolge der Quantoren eine wichtige Rolle spielt: Die Aussage "Für alle xx gibt es ein yy [...]" ist eine grundlegend andere Aussage als "Es gibt ein y für alle x [...]".