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Mengenbildung und Mengenalgebra

Bereits in der Einführung zur Mengenlehre wurde angemerkt, dass die heute verwendete Mengenlehre nicht mehr die naive Mengenlehre nach Cantor ist, sondern eine axiomatisierte Mengenlehre, die man Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre (kurz ZF oder auch ZFC)1 nennt, ist. Diese Mengenlehre "enthält" die naive Mengenlehre und merzt die gezeigten Widersprüche aus. Diese Axiomatisierung wird hier allerdings nicht direkt vorgestellt oder explizit genannt. Stattdessen werden manche Axiome beiläufig eingeführt. Es können auch Axiome vorkommen, die in anderen Axiomatisierungen der Mengenlehre auftreten.

Mengenbildung

Bertrand Russell entwickelte die Typentheorie, nach der man die Mengenlehre auch stufenweise aufbauen kann. Hierbei gibt es eine kleinste Stufe, deren Elemente man Urelemente oder Urmengen nennt.

Stufenaufbau nach Russell
formale Benennungha¨ufige BenennungX0,Y0,a,b,c,Mengen 0. Stufe (Urelemente / Urmengen)X1,Y1,A,B,C,Mengen 1. StufeX2,Y2,A,B,C,Mengen 2. StufeMnMenge n-ter Stufe \begin{array}{c|c||c} \text{formale Benennung} & \text{häufige Benennung} & \\ \hline\hline X^0, Y^0, \dots & a, b, c, \dots & \text{Mengen 0. Stufe (Urelemente / Urmengen)}\\ X^1, Y^1, \dots & A, B, C, \dots & \text{Mengen 1. Stufe}\\ X^2, Y^2, \dots & \mathfrak{A}, \mathfrak{B}, \mathfrak{C}, \dots & \text{Mengen 2. Stufe}\\ \vdots & & \vdots\\ M^n & & \text{Menge n-ter Stufe} \end{array}

Beispiele

Dabei sind die Elemente der jeweiligen Stufe stets Elemente der vorigen Stufe.

Eine Menge von Urelementen ist also eine Menge erster Stufe: M1={X0,Y0}={a,b}=AM^1 = \{ X^0, Y^0 \} = \{ a, b \} = A.

Eine Menge zweiter Stufe ist also eine Menge von Mengen: M2={X1,Y1}={{a,b,c},{x,y}}={A,B}=AM^2 = \{ X^1, Y^1 \} = \{\{ a, b, c \}, \{ x, y \}\} = \{ A, B \} = \mathfrak{A}. Mengen von Mengen oder ein System von Mengen nennt man auch häufig ein Mengensystem. Mengensysteme spielen u.a. in der Maßtheorie eine wichtige Rolle, in der auch das Benennungsschema wiederzuerkennen ist.

Folgendes Axiom bildet eine Brücke zur Logik:

Mengenbildungsaxiom

Sei H(Mn)H(M^n) Aussage über Mengen nn-ter Stufe.

Mn+1 Mn: MnMn+1H(Mn), \begin{equation*} \exists M^{n+1}\ \forall M^n:\ M^n \in M^{n+1} \leftrightarrow H(M^n), \end{equation*}

wobei Mn+1M^{n+1} nicht in H(Mn)H(M^n) vorkommt.

Das Mengenbildungsaxiom sagt aus, dass es eine Menge Mn+1M^{n+1} gibt, die aus den Elementen MnM^n besteht, die eine gewisse Aussage erfüllen.

Beispiele

Sei n=0n = 0, dann können wir die Aussage im Satz mit den üblichen Benennungen wie folgt schreiben:

A x: xMH(x). \begin{equation*} \exists A\ \forall x:\ x \in M \leftrightarrow H(x). \end{equation*}

"Mn+1M^{n+1} kommt nicht in H(Mn)H(M^n) vor" bedeutet, dass in H(Mn)H(M^n) nirgends das Symbol Mn+1M^{n+1} auftauchen darf. Deswegen ist A x: xMxM\exists A\ \forall x:\ x \in M \leftrightarrow x \notin M, also ein Widerspruch, ausgeschlossen. Denn in H(x)="xM"H(x) = \text{"}x \notin M\text{"} taucht ja MM auf und das ist nicht erlaubt

Sei n=0n = 0 und H(x)="x ist eine gerade natu¨rliche Zahl"H(x) = \text{"} x \text{ ist eine gerade natürliche Zahl"}. Alle Elemente xx, die nun HH erfüllen liegen in einer Menge AA: A={2,4,6,}A = \{2, 4, 6, \dots\}

So eine Aussagenform H(x)H(x) nennt man auch definierenden Ausdruck. Man schreibt Mengen mit definierenden Ausdrücken häufig so: M={x  H(x)}M = \{ x\ |\ H(x) \}.

Beispiele

Das obige Beispiel mit den geraden natürlichen Zahlen schreibt man also so: M={x  xNx gerade}M = \{ x\ |\ x \in \mathbb{N} \wedge x \text{ gerade} \}

Weitere Beispiele sind:

  • Menge aller deutschen Bundesländer: M={x  x ist deutsches Bundesland}M = \{ x\ |\ x \text{ ist deutsches Bundesland} \}
  • Menge aller reellen Zahlen von 0 bis 2: M={x  xR0x2}M = \{ x\ |\ x \in \mathbb{R} \wedge 0 \le x \le 2 \}
  • Menge der ganzzahligen Lösungen einer Gleichung: M={x  xZx2+2=4x1}M = \{ x\ |\ x \in \mathbb{Z} \wedge x^2 + 2 = 4x - 1 \}
  • Menge aller ganzen Quadratzahlen: M={x  yZ: x=y2}M = \{ x\ |\ \exists y \in \mathbb{Z}:\ x = y^2 \}
Extensionalitätsaxiom (ZF) / Gleichheit von Mengen

Zwei Mengen sind gleich, wenn sie die gleichen Elemente besitzen:

A=B := x: xAxB \begin{equation*} A = B\ :=\ \forall x:\ x \in A \leftrightarrow x \in B \end{equation*}

Mengenalgebra

Auf Mengen kann verschiedene Operationen durchführen. Man stelle sich vor, man möchte zwei Mengen zusammenfassen zu einer oder man möchte eine Menge erzeugen, die nur die Elemente enthält, die zwei Mengen gemeinsam haben. Diese Mengenoperationen werden im folgenden vorgestellt.

Mengenoperationen

Charakteristisch für Mengenoperationen ist, dass sie direkt auf den logischen Operatoren basieren und das auch in ihren Operationssymbolen wiederspiegeln. Zwischen den Mengen- und den Logikoperatoren besteht also eine enge Verbindung, weshalb man die Mengenlehre als Teilgebiet der mathematischen Logik zählen kann.

Zu jeder Operation ist ein Bild. Dieses Bild veranschaulicht die Auswirkung der Operation. Mengen werden dabei als Ovale bzw. Kreise dargestellt. Diese Ovale können überlappen, um zu zeigen, dass sie Elemente gemeinsam haben. Der in lila eingefärbte Bereich ist dann die neue Menge, die entsteht, wenn man eine Mengenoperation auf den vorhanden Mengen ausführt. Eine solche Darstellung nennt man Venn-Diagramm2.

Durchschnitt

Die Menge die entsteht, wenn man nur die Elemente aus zwei gegebenen Mengen nimmt, die sie gemeinsam haben nennt man Durchschnitt oder Schnittmenge.

Durchschnitt
AB:={x  xAxB} A \cap B := \{ x\ |\ x \in A \wedge x \in B \}

gesprochen: "A geschnitten B"

Zugehöriges Venn-Diagramm:

Venn Diagramm zum Mengen-Durchschnitt

Beispiele

Gegeben seien A={a,b,c}A = \{ a, b, c \} und B={b,c,d}B = \{ b, c, d \}. Dann ist AB={b,c}A \cap B = \{ b, c \}.

Gegeben seien A={a,b,c}A = \{ a, b, c \} und B={e,f,g}B = \{ e, f, g \}. Dann ist AB={}=A \cap B = \{ \} = \emptyset leer. Das Symbol \emptyset steht dabei in der Mathematik für die leere Menge, also eine Menge, die keine Elemente enthält.

Gegeben seien A={a,b,c}A = \{ a, b, c \} und B={a,b,c}B = \{ a, b, c \}. Dann ist AB={a,b,c}=A=BA \cap B = \{ a, b, c \} = A = B. Die beiden Mengen AA und BB sind gleich - entsprechend auch deren Durchschnitt.

Gegeben seien A={x  xNx ist gerade}A = \{ x\ |\ x \in \mathbb{N} \wedge x \text{ ist gerade} \} und B={2,8,1001,4088,9999}B = \{ 2, 8, 1001, 4088, 9999 \}. Dann ist AB={2,8,4088}A \cap B = \{2, 8, 4088 \}.

Vereinigung

Die Menge die entsteht, wenn man die Elemente aus zwei gegebenen Mengen nimmt, und sie in einer Menge vereinigt nennt man Vereinigung oder Vereinigungsmenge. Elemente, die in beiden vorkommen, werden dabei nur einmal gezählt.

Vereinigung
AB:={x  xAxB} A \cup B := \{ x\ |\ x \in A \vee x \in B \}

gesprochen: "A vereinigt B"

Zugehöriges Venn-Diagramm:

Venn Diagramm zum Mengen-Durchschnitt

Beispiele

Gegeben seien A={a,b,c}A = \{ a, b, c \} und B={b,c,d}B = \{ b, c, d \}. Dann ist AB={a,b,c,d}A \cup B = \{ a, b, c, d \}.

Gegeben seien A={a,b,c}A = \{ a, b, c \} und B={e,f,g}B = \{ e, f, g \}. Dann ist AB={a,b,c,e,f,g}A \cup B = \{ a, b, c, e, f, g\}.

Gegeben seien A={a,b,c}A = \{ a, b, c \} und B={a,b,c}B = \{ a, b, c \}. Dann ist AB={a,b,c}=A=BA \cup B = \{ a, b, c \} = A = B. Die beiden Mengen AA und BB sind gleich - entsprechend auch deren Vereinigung.

Komplement

Das Komplement einer Menge besteht gerade aus den Elementen, die nicht in der Menge AA liegen, also alles andere außer die Menge AA.

Komplement
A=A:={x  ¬(xA)}={x  xA} \overline{A} = A^\complement := \{ x\ |\ \neg (x \in A) \} = \{ x\ |\ x \notin A \}

gesprochen: "Komplement von A"

Zugehöriges Venn-Diagramm:

Venn Diagramm zum Mengen-Durchschnitt

Beispiele

Gegeben seien M={a,b,c,d,e}M = \{ a, b, c, d, e \} und A={b,c,d}A = \{ b, c, d \}. Dann ist A={a,e}\overline{A} = \{ a, e \}. Hier ist es wichtig, dass wir AA in einen Bezug zu einer anderen "Übermenge" MM setzen. So eine Menge nennt man Universum oder Grundmenge. Die Menge AA ist ein Teil des Universums MM.

Gegeben sei das Universum A={b,c,d}A = \{ b, c, d \}. Dann ist A=\overline{A} = \emptyset.

Differenz

Wenn man zwei Mengen hat und man möchte eine Menge bilden, die nur die Elemente enthält, die in einer Menge vorkommen, aber ohne die Elemente, die auch in der anderen liegen, dann ist das die Differenzmenge oder Mengendifferenz.

Differenz
AB:={x  xAxB} A \setminus B := \{ x\ |\ x \in A \wedge x \notin B \}

gesprochen: "A ohne B"

Zugehöriges Venn-Diagramm:

Venn Diagramm zum Mengen-Durchschnitt

Für die Differenz und das Komplement gilt eine besondere Beziehung: Sei MM das Universum und AA Teil des Universums, dann gilt: MA=AM \setminus A = \overline{A}.

Beispiele

Gegeben seien A={a,b,c,d}A = \{ a, b, c, d \} und B={b,c,d,e}B = \{ b, c, d, e \}. Dann ist AB={a}A \setminus B = \{ a \}.

Gegeben seien A={a,b,c,d}A = \{ a, b, c, d \} und B={d,e}B = \{ d, e \}. Dann ist AB={a,b,c}A \setminus B = \{ a, b, c \}.

Gegeben seien M={a,b,c,d}M = \{ a, b, c, d \} und A={b,c}A = \{ b, c \}. Dann ist MA={a,d}=AM \setminus A = \{ a, d \} = \overline{A}.

Die Mengenoperationen wurden anhand Mengen 1. Stufe eingeführt, wie es die Symboliken erahnen lassen. Jedoch gelten diese auch für Mengen höherer Stufen.

Rechenregeln für Mengenoperationen

Für die Mengenoperationen gibt es gewisse Rechenregeln, die hier nun vorgestellt werden sollen.

Rechenregeln für Mengenoperationen
  1. (AB)C=A(BC)(AB)C=A(BC)Assoziativita¨t\begin{align*} \begin{aligned} (A \cap B) \cap C &= A \cap (B \cap C)\\ (A \cup B) \cup C &= A \cup (B \cup C) \end{aligned} &&\text{Assoziativität} \end{align*}
2. $$ \begin{align*} \begin{aligned} A \cap B = B \cap A\\ A \cup B = B \cup A \end{aligned} &&\text{Kommutativität} \end{align*}
  1. A(AB)=AA(AB)=AAbsorption\begin{align*} \begin{aligned} A \cap (A \cup B) = A\\ A \cup (A \cap B) = A \end{aligned} &&\text{Absorption} \end{align*}
4. $$ \begin{align*} \begin{aligned} A \cup (B \cap C &= (A \cup B) \cap (A \cup C)\\ A \cap (B \cup C &= (A \cap B) \cup (A \cap C) \end{aligned} &&\text{Distributivität} \end{align*}
  1. AA=AA=U(U Universum)Komplementgesetze\begin{align*} \begin{aligned} A \cap \overline{A} &= \emptyset\\ A \cup \overline{A} &= U\quad \text{($U$ Universum)} \end{aligned} &&\text{Komplementgesetze} \end{align*}

Auch wenn einem manches davon vielleicht schon bekannt ist oder es als offensichtlich erscheint, so ist es keineswegs sicher, dass es im Allgemeinen gilt. In der Mathematik muss man auch solche Kleinigkeiten beweisen. Also folgt an dieser Stelle ein erster Beweis für die Assoziativität des Durchschnitts:

Beweis

Zu zeigen ist: (AB)C=A(BC)(A \cap B) \cap C = A \cap (B \cap C)

(AB)C=Def. {x  xABxC}=Def. {x  (xAxB)xC}=Ass. {x  xA(xBxC)}=Def. {x  xAxBC}=Def. A(BC)\begin{alignat*}{2} \quad && &(A \cap B) \cap C\\ \overset{\text{Def. } \cap}{=}\quad && &\{ x\ |\ x \in A \cap B \wedge x \in C \}\\ \overset{\text{Def. } \cap}{=}\quad && &\{ x\ |\ (x \in A \wedge x \in B) \wedge x \in C \}\\ \overset{\text{Ass. } \wedge}{=}\quad && &\{ x\ |\ x \in A \wedge (x \in B \wedge x \in C) \}\\ \overset{\text{Def. } \cap}{=}\quad && &\{ x\ |\ x \in A \wedge x \in B \cap C \}\\ \overset{\text{Def. } \cap}{=}\quad && &A \cap (B \cap C) \qquad\qquad\qquad\qquad\blacksquare \end{alignat*}

Im Beweis stützen wir uns auf unsere Definition der Durchschnitts mittels der direkten Mengenschreibweise und des definierenden Ausdrucks. Der definierende Ausdruck ist eine Aussagenform und kann daher mittels den Rechenregeln der logischen Operatoren manipuliert werden. In diesem Fall haben wir die Assoziativität der Konjunktion ("und", \wedge) ausgenutzt. Das \blacksquare markiert schließlich das Ende des Beweises.

Nach ähnlichem Schema können nun auch die anderen Regeln bewiesen werden.

Teilmenge

In den Beispielen beim Komplement tauchte folgender Satz auf:

Die Menge AA ist ein Teil des Universums MM.

Dieses Wort "Teil" lässt sich wie folgt definieren:

Inklusion

Seien M,AM, A Mengen.

  • AM:=x: xAxMA \subseteq M := \forall x:\ x \in A \rightarrow x \in M
  • AM:=AMAMA \subset M := A \subseteq M \wedge A \ne M

Für AMA \subseteq M spricht man "AA ist Teilmenge von MM" und für AMA \subset M spricht man "AA ist echte Teilmenge von MM"

Eine Teilmenge AA ist also mit ihren Elementen ganz und gar in ihrer Obermenge MM enthalten. Man bezeichnet diese Teilmengenbeziehung auch als Inklusion.

Beispiele

Gegeben seien M={a,b,c,d}M = \{ a, b, c, d \} und A={a,b}A = \{ a, b \}. Dann gilt AMA \subseteq M. Es gilt sogar AMA \subset M.

Gegeben seien M={a,b,c,d}M = \{ a, b, c, d \} und A={a,b,c,d}A = \{ a, b, c, d \}. Dann gilt AMA \subseteq M, aber nicht AMA \subset M.

Gegeben seien M={a,b,c,d}M = \{ a, b, c, d \} und A={e,f,g}A = \{ e, f, g \}. Dann gilt A⊈MA \not\subseteq M.

Verband

In der Mathematik untersucht man viele Strukturen. Strukturen sind dabei meist eine Menge mit zusätzlichen Dingen, wie Operationen. Die formale Definition einer (nn-stelligen) Operation erfolgt später. Hier sei nur gesagt, dass \cap und \cup zweistellige Operationen sind.

Verband

Seien M\mathfrak{M} Menge und ,\cap, \cup zweistellige Operationen in M\mathfrak{M}.

Ein Tripel (M,,)(\mathfrak{M}, \cap, \cup) heißt

  • Verband, falls Assoziativität, Kommutativität und Absorption für alle A,B,CMA, B, C \in \mathfrak{M} gelten.
  • distributiver Verband, falls Verband und zusätzlich Distributivität für alle A,B,CMA, B, C \in \mathfrak{M} gelten.
  • Boolesche Algebra3, falls distributiver Verband und zusätzlich Komplementgesetze für alle A,B,CMA, B, C \in \mathfrak{M} gelten. (auch komplementärer, distributiver Verband)

Die Mengenoperationen bilden eine boolesche Algebra, aber auch die logischen Ausdrücke in der Aussagenlogik können als eine aufgefasst werden. \cap und \cup stehen dort dann für \wedge und \vee.

Hier findet eine Abstraktion statt: Statt sich nur auf die oben eingeführten Mengenoperationen zu beschränken, wird in der Definition nur verlangt, dass die genannten Rechenregeln gelten. Wie diese Operation aussieht ist egal. Es kann also auch eine völlig andere Operation gewählt werden, solange sie die Rechenregeln erfüllt ist es ein Verband. \cap und \cup stehen also lediglich für ein Symbol, das gegen ein anderes Symbol und entsprechender Bedeutung ausgetauscht werden kann.

Potenzmenge

Eine wichtige Menge (mindestens) zweiter Stufe ist die Potenzmenge. Die Menge aller Teilmengen.

Potenzmenge

Sei MM Menge, dann heißt 2M=P(M)={A  AM}2^M = \mathcal{P}(M) = \{ A\ |\ A \subseteq M \} Potenzmenge von MM.

Die Bezeichnung 2M2^M kommt daher, da die Anzahl der Elemente in der Potenzmenge "2 hoch der Anzahl der Elemente in M" entspricht. Wenn also MM drei Elemente enthält, dann hat P(M)\mathcal{P}(M) 23=82^3 = 8 Elemente. Die Anzahl der Elemente einer Menge wird im Abschnitt Endlichkeit und Kardinalzahlen weiter thematisiert.

Beispiele

Gegeben sei M={a,b,c}M = \{ a, b, c \}. Dann ist P(M)={,{a},{b},{c},{a,b},{a,c},{b,c},M}\mathcal{P}(M) = \{ \emptyset, \{a\}, \{b\}, \{c\}, \{a, b\}, \{a, c\}, \{b, c\}, M \} Potenzmenge von MM. Man beachte, dass insbesondere auch die leere Menge \emptyset und die Menge MM selbst Teilmengen von MM sind.

Gegeben sei M={{a},{b}}M = \{ \{a\}, \{b\} \}. Dann ist P(M)={,{{a}},{{b}},M}\mathcal{P}(M) = \{ \emptyset, \{\{a\}\}, \{\{b\}\}, M \} Potenzmenge von MM.

Gegeben sei M={{a}}M = \{ \{a\} \}. Dann ist P(M)={,M}\mathcal{P}(M) = \{ \emptyset, M \} Potenzmenge von MM. Wenn man die Potenzmengenbildung weiter betreibt, dann ist P(P(M))={,{},M,P(M)}\mathcal{P}(\mathcal{P}(M)) = \{ \emptyset, \{\emptyset\}, M, \mathcal{P}(M) \} Potenzmenge von P(M)\mathcal{P}(M). Man mache sich klar, dass {}\emptyset \ne \{\emptyset\} ist.

Die Potenzmenge mit den üblichen Mengenoperationen \cap und \cup ist eine boolesche Algebra.

Footnotes

  1. Benannt nach Ernst __Z__ermelo und Abraham __F__raenkel. Das C steht für choice und steht für das Auswahlaxiom. Je nachdem, ob man das Auswahlaxiom mit zu den Axiomen hinzunimmt kürzt man mit ZF oder eben ZFC ab.

  2. Benannt nach John Venn.

  3. Benannt nach George Boole. Einer der Begründer der mathematischen Logik